Es war das zweite Video bezüglich Polizeigewalt das bei den Klimastreik Aktionen in Wien viral ging. Der Betroffene: Anselm Schindler schildert uns in einem Interview die Situation.
Die Situation auf einem Video festgehalten. CN: Polizeigewalt
Du bist nun der zweite Polizeigewaltvorfall bei den Klimaprotesten in Wien der es größer in die Medien schafft. Während auf Videos ganz klar zu sehen ist das sich Aktivistis völlig friedlich verhalten, wirkte die Polizei von Anfang an gereizt und überfordert. Wie hast du das erlebt?
Die Polizei verfolgt ein objektiv anderes Interesse als wir: Ihr Job ist es, den Status Quo zu erhalten, unser Job, ihn umzuwerfen weil das System in dem wir leben unsere Zukunft zerstört. Das kann man erst einmal ganz nüchtern feststellen. Deshalb gibt es immer wieder Situationen bei denen man sich mit der Polizei reibt. Bei der Blockade in Wien ist die Polizei teilweise sehr aggressiv aufgetreten, bei manchen Beamt*innen hat man den Hass auf uns richtig gespürt. Uns war klar, dass die Sitzblockade von der Polizei geräumt wird, und sie viele von uns mitnehmen, aber es war nicht klar, mit welcher Willkür und Brutalität das geschieht.
Ich selbst war gar nicht Teil der Blockade sondern bin am Rand gestanden, um Fotos und Videos von der Aktion zu machen. Ich stand gemeinsam mit rund einem Dutzend anderer Menschen auf dem Bürgersteig und die Polizei meinte dann, dass wir den Bürgersteig verlassen sollen. Wir haben dann nach der rechtlichen Grundlage für diese Maßnahme gefragt, aber die Beamten wollten nicht mit sich reden lassen und haben angefangen zu schubsen. Und dann hatte ich auf einmal die Arme hinter den Rücken verdreht und zwei Beamte haben mich weg gezerrt. Sie haben mich dann auf den Boden geworfen um mir Handschellen anzulegen. Ich lag dabei mit meinem Kopf unter einem Polizeiwagen dessen Motor lief. Mein Gesicht war Richtung Hinterreifen gedreht und ich habe dann auf einmal bemerkt, dass sich das Auto in Bewegung setzt. Ich wusste: Wenn das Auto losfährt ist es vorbei.
Die meisten jungen Menschen die ich von Fridays For Future kenne oder mit denen ich gesprochen habe finden zivilen Ungehorsam Ok. Wie sich die Organisationsstruktur nach außen hin verhält ist eine andere Frage. Und da halte ich es natürlich für einen Fehler, sich von Blockadeaktionen zu distanzieren, weil das die Klimagerechtigkeitsbewegung spaltet. Bei Ende Gelände beispielsweise wird das besser gemacht: Da versucht man solche Spaltlinien gar nicht erst aufkommen zu lassen. Wie auch immer… Das wichtigste in dieser Situation ist, weiterzumachen und sich nicht einschüchtern zu lassen. Und am Donnerstagabend haben in Wien tausende gezeigt, dass sie das ähnlich sehen und sind gegen Polizeigewalt und für Klimaschutz auf die Straße gegangen. Es geht weiter, jetzt erst recht!
Vielen Dank und Solidarische Grüße!